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Borussia Dortmund: Ist Thomas Tuchel beim BVB mehr Verlierer als Gewinner?


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Thomas Tuchel hat Borussia Dortmund auf ein neues Level gehievt. Ist der BVB-Coach aufgrund der fehlenden Titel trotzdem ein Verlierer der Saison?

Es war die erste Saison  nach der Ära „Jürgen Klopp“ beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund. Riesige Fußstapfen waren vom „Pöhler“, wie es im westfälischen Dortmund genannt wird, zum Hineinstapfen vorgefertigt. Zweifacher deutscher Meister, Pokalsieger, sowie dreimaliger deutscher Supercup-Gewinner. Nicht zu vergessen, Vizemeisterschaften, Champions-League-Finalist und deutscher Pokalfinalist. Alles erreicht in sieben Jahren Borussia Dortmund.

Die Erwartungshaltung an BVB-Trainer Tuchel waren hoch. Abgesehen von den sportlichen Zielen, belegt der Ruhrpottverein auch den zweiten Platz in der Marktwerttabelle – selbstverständlich ist der Rekordmeister Bayern München auf Platz 1.
Und obwohl das Ziel, die direkte Champions League-Qualifikation, erreicht wurde, hatte man unter dem Schlussstrich bei Weitem nicht mit einer solchen Saison gerechnet. – Dennoch wird BVB-Coach Tuchel in den sozialen Netzwerken teilweise als Verlierer dargestellt.
Trotz guter Chancen auf einen Titel, geht man am Ende ohne Pokal nach Hause.

Thomas Tuchel hat den BVB revolutioniert

Zur Genüge wurde Borussia Dortmund als der beste Zweitplatzierte aller Zeiten in der Fußball-Bundesliga definiert. Schlussendlich standen 78 Punkte auf der Habenseite – 18 Punkte Vorsprung auf den Drittplatzierten Bayer 04 Leverkusen. Grund hierfür sind auch die taktischen Fähigkeiten von Thomas Tuchel. Er hat das Pressingspiel von Ex-Trainer Klopp übernommen und sein eigenes Spielsystem mit hineinfließen lassen. Umschaltspiel war gestern. Der BVB hat sich unter Thomas Tuchel neu erfunden. Zermürbenes Kurzpassspiel, im Notfall wird einer der beiden Torhüter, Bürki oder Weidenfeller, mit in den Spielaufbau mit einbezogen.

Daher nicht überraschend, dass Borussia Dortmund pro Spiel im Schnitt 60% Ballbesitz erlangt. Außerdem unterstützen die Außenverteidiger Schmelzer, Piszczek, Durm und Ginter die Offensivspieler durch enorm hohes Aufrücken. Nicht zu vergessen: Thomas Tuchel ist der Bundesliga-Trainer, der am häufigsten rotiert. Aus Sicht einiger Fans belanglos.

Thomas Tuchel durch verpasste Titel mit Borussia Dortmund ein Verlierer?

Die angesprochenen BVB-Fans wollen nämlich Titel sehen. Möglichkeiten hierfür hatte Borussia Dortmund gleich mehrere. Bis wenige Spieltage vor Schluss hatte der Vizemeister Chancen, die Meisterschaft doch mit nach Dortmund zu nehmen – vorausgesetzt wäre allerdings das Punktelassen des FC Bayern Münchens gewesen. Jedoch gab der sich wie gewohnt souverän und fuhr seinerseits den 26. Meistertitel der Vereinsgeschichte ein. In der Europa League galt man als Favorit, führte souverän im Viertelfinal-Rückspiel beim FC Liverpool, der nun von Jürgen Klopp trainiert wird, ehe Borussia Dortmund in der Nachspielzeit doch noch den K.O erlitten. Bis vor Kurzem hatte Thomas Tuchel mit dem DFB-Pokal somit nur noch eine Titelchance.
Und als würde das Finale von Drehbuchautoren verfasst worden sein, ist der Konkurrent natürlich der FC Bayern München gewesen. Zwar schaffte man es der BVB wie bereits im Bundesliga-Rückspiel ohne Gegentor zu bleiben, musste sich aber in der Elfmeterlotterie den Münchenern beugen.

Enttäuschung, Frust, Trauer – bei Spielern und Fans von Borussia Dortmund. Doch was bleibt von der Saison?

Thomas Tuchel hat bewiesen, dass er einen großen Bundesligaclub führen kann, hat mit einer herausragenden Ergebnisbilanz in der nationalen Liga den Bayern bis zum Schluss Paroli geboten, und hätte Borussia Dortmund beinahe mit einem Titel belohnt. Thomas Tuchel ist daher kein Verlierer – er hat bereits in seinem ersten Amtsjahr beim BVB Unfassbares geleistet. Aus Sicht der Fans von Borussia Dortmund kann man nur hoffen, dass die aktuelle Entwicklung beibehalten wird. So wären nicht nur packende Duelle zwischen dem BVB und dem FCB auf nationaler Bühne garantiert, sondern könnten die Westfalen auch international für Furore sorgen.