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Brasilien: Ex-Drogenabhängiger baut Fußballschule und bietet Kindern eine Perspektive


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Ex-Drogenabhängiger baut Fußballschule auf und versucht Kinder von den Drogen weg zum Fußball zu holen.

Die Stadt João Pessoa ist die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Paraíba, der im Nordosten Brasiliens liegt. In einem der ärmsten Viertel der Stadt – São José – wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das vielen Kindern und Jugendlichen dort eine Perspektive eröffnet abseits von Drogen und Kriminalität. Die Hauptfigur und Gründer des Sozialprojektes ist Carlos Antônio, der selbst als Kind mit Drogen in Kontakt gekommen ist und nun Leiter einer Fußballschule ist.

Schwierige Kindheit

Andinho, wie Carlos Antônio auch genannt wird, verlor mit dreizehn Jahren bereits seinen Vater. Daraufhin beschloss seine Mutter weg aus São José zu ziehen. Carlos Antônio wollte seine Mutter jedoch nicht begleiten und blieb bei seiner Schwester in São José. An diesem Punkt startete seine Drogenkarriere: Mit dreizehn probierte er Marihuana aus, weniger später war er bereits bei Crack gelandet. Er hatte kein Leben, ging nicht zur Schule, ihm war alles egal. Eine kirchliche Organisation hat ihn letztendlich aus dem Drogensumpf gerettet und Andinho schaffte es von den Drogen wegzukommen. Mittlerweile ist er verheiratet und hat zwei Kinder.

2012 wurde das Projekt ins Leben gerufen

2012 hat er das Projekt „Associação Craques Fora do Crack“ (wörtlich übersetzt: „Verein für Spitzenspieler weg vom Crack“) in das Leben gerufen. Alles fing damit an, dass er von einem Freund sieben Leibchen geschenkt bekommen hatte. Er hat dann ein paar Kinder zusammengetrommelt und ein Freundschaftsspiel auf dem Fußballfeld im benachbarten Viertel Manaíra organsiert. Carlos Antônio zu den Anfängen des Projektes: „Am Anfang war das alles eher ein Spaß. Wir haben an einem Freundschaftsspiel teilgenommen. Ich fand die Idee gut und die Kinder auch. Dann wurden es immer mehr Kinder. Da habe ich dann entschieden eine wirkliche Fußballschule zu gründen. Ich habe gesehen, wie São José den Sport liebt, ja fast schon zum Atmen braucht. Das Viertel ist nicht nur Diebstahl, Mord und Drogenhandel. São José ist viel mehr als viele Leute denken…“

Von einem der ärmsten Viertel in eines der reichsten

Viermal die Woche treffen sich Andinho und die Kinder zum trainieren. Dabei laufen sie von São José rund zehn Minuten bis nach Manaíra, wo sich der Fußballplatz befindet. Manaíra und São José, das sind zwei unterschiedliche Welten. Getrennt durch den stinkenden Fluss Rio Jaguaribe, auf der einen Seite das Viertel der Mittel- bis Oberklasse und auf der anderen Seite eines der ärmsten Viertel der Stadt mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 120 €. Das offizielle Mindesteinkommen in Brasilien sind eigentlich 200 €. Im Viertel Manaíra ist das durchschnittliche Einkommen achtmal so hoch wie in São José, nämlich bei fast 1000 €.

Für die Kinder ist dieser Unterschied alltäglich, wenn sie weg von den kaputten Straßen in São José vorbei am stinkenden Fluss rüber nach Manaíra gehen, wo ein großes Einkaufszentrum steht, und viel wichtiger für sie: ein Fußballplatz.

Oft gab es Probleme mit dem Platz, der mit Löchern übersäht ist, den Kindern fehlten Schuhe zum Fußballspielen. So kamen Carlos Antônio schon Gedanken, ob es das alles wert ist. Aber wenn er dann abends im Bett liegt und über das nachdenkt, was er geschaffen hat, sind die Zweifel wie weggeflogen: „Jede Nacht, wenn ich mich zum schlafen lege, denke ich immer daran, was ich aufgebaut habe. Wie schwierig es war, überhaupt soweit zu kommen. Einer der Gründe, die mich motivieren, ist, wenn ich auf dem Platz gehe und ein Kind mich umarmt und mir sagt, dass es glücklich ist, weil es die Möglichkeit hat Fußball zu spielen.“ Andrey Correia, zehn Jahre alt, ist eines dieser Kinder. Seit zwei Jahren ist er bereits bei der Fußballschule dabei. Sein Vater ist von der Idee begeistert: „ Seit Andrey hier Fußball spielt, hat er sich in allem gebessert. Er lernt mehr, hat bessere Noten, ist glücklicher.“

Auch wenn es weiterhin an Ausrüstung und finanziellen Mitteln fehlt, wird Carlos Antônio weiterhin für seinen Traum kämpfen: So viele Kinder wie möglich aus der Welt der Drogen raushalten und ihnen das Fußballspielen in seiner Fußballschule beibringen.