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Bangladesch: Hoffnung auf Entschädigung für Opfer des Brandes in der Tazreen-Kleiderfabrik


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Entschädigungsfonds gegründet. Bewegung für saubere Kleidung wird auch in Deutschland präsenter. Münchner Start-up unterstützt kleinere Label Made in Europe.

Am 24. November 2015 jährte sich zum dritten Mal die Katastrophe in Tazreen, als in einer Textilfabrik ein Feuer ausbrach und über 122 Menschen das Leben kostete. Gründe für die Katastrophe lagen vor allem in den mangelnden Sicherheitsstandards. Jetzt gibt es aber einen Hoffnungsschimmer für die für die Familienangehörigen der Toten und für die vielen Verletzten des Tazreen-Brandes: Die IndustriALL – ein weltweit agierender Gewerkschaftsverband – hat nun den Fonds „Tazreen Claims Administration Trust“ gegründet. In diesen soll jede an der Brandkatastrophe beteiligte Marke oder jeder beteiligte Retailer mit einem Ertrag von über 1 Million US-Dollar jeweils 100.000 US-Dollar einzahlen.

Alle bis auf Walmart zahlen ein

Zu den Unternehmen, die in Tazreen produzieren ließen, gehörten Walmart, C&A, Li & Fung und der deutsche Bekleidungs-Discounter KiK. Nachdem C&A und Li & Fung beide 1 Millionen US-Dollar und KiK 150.000 US-Dollar eingezahlt hatten, hat nun auch die spanische Kette El Corte Inglés eine Zahlung von 100.000 US-Dollar in den Fonds geleistet. Nur das amerikanische Unternehmen Walmart weigert sich bislang noch seinen Beitrag zu leisten. Mit den Entschädigungszahlungen kann somit wenigstens das Leid der Hinterbliebenen und der Verletzten gelindert werden. Dass eine Tragödie wie diese nicht noch einmal vorkommt, kann aber nicht garantiert werden.

Bewegung gegen Fast Fashion wächst in Europa

Eine der Organisationen, die für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der internationalen Textil- und Bekleidungsindustrie und in der Sportartikelindustrie kämpft, ist die Clean Clothes Campaign, die 1989 in den Niederlanden gegründet wurde. Die Bewegung für saubere Kleidung und gegen die sogenannte „Fast Fashion“ ist mittlerweile auch in Deutschland bzw. Europa angekommen: Made in Europe – kleine Modelabels von Norwegen bis Italien, von Polen bis Portugal setzen hier einen Gegentrend. Sie wollen Mode als ehrliches Handwerk betreiben und weder Menschen noch Umwelt für ihren Profit ausbeuten.

Kleinen Labels gehen zwischen den Großen unter

Zwischen der lauten Werbeschreierei der Großen wie H&M ringen diese kleinen Labels um Aufmerksamkeit und darum, auch über die eigene Region hinaus Bekanntschaft zu erlangen. Ihnen genau dabei zu helfen, das versucht das Münchner start-up eucurio. Eucurio offeriert mit „Fashion craftet in Europe“ einen Kontrast zur globalen Modeindustrie und bietet dabei kleinen lokalen Labels aus Europa die Möglichkeit zu mehr Reichweite und dazu, ihre kleinen Kollektionen im Verbund mit anderen anzubieten. So wie z.B. einem seiner Labels aus Norwegen, die 18 Monate an ihrer ersten Hose gearbeitet haben.

Menschen und Leidenschaft statt Profitgier

Eucurio, das ist vor allem sein Gründer David Bremond, ein Franzose mit Irischen Wurzeln. Davor arbeitete Bremond in der Modeindustrie, bei einem großen Sportartikelhersteller. Irgendwann kamen ihm Zweifel: Billiger produzieren und teurer verkaufen war jedes Jahr aufs Neue das oberste Ziel. Wo bleiben die Menschen, wo die Leidenschaft? Bremond machte sich auf die Suche nach unabhängigen Modedesignern aus Europa. „Mir ging es um Fairness, um Design aus Leidenschaft und um Authentizität. Ich war auf der Suche nach Designern, die den Willen haben einen schwierigen Weg zu wählen, weil ihnen die Welt nicht egal ist.“ 2014 gründete er schließlich eucurio und versucht seitdem genau diesen Designern eine Plattform zu bieten.

Ein Bewusstsein beim Konsumenten beim Kauf von Klamotten zu schaffen wird hier wohl die größte Herausforderung. Sollte das aber geschafft sein, könnte das zu einem Umdenken bei den großen Bekleidungsunternehmen und damit auch zu besseren Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie führen.