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So sehr wird die Bevölkerung bei der E-Zigarette an der Nase herumgeführt


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Neue Studie bringt die E-Zigarette erneut ins Kreuzfeuer der Kritik und verdeutlicht, wie sehr die Bevölkerung durch Halbwahrheiten beeinflusst wird.

Vor wenigen Wochen hat eine vom Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest durchgeführte Umfrage herausgefunden, dass die Mehrheit der deutschen Bürger der E-Zigarette ablehnend gegenübersteht. Dies liegt in erster Linie in der mangelnden Aufklärung sowie der in Teilen auf Halbwahrheiten beruhenden Berichterstattung vieler Medien begründet. Die neuesten Studien-Ergebnisse des Mannheimer Instituts für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin sind ein Paradebeispiel für dieses Dilemma.

Strengeres Monitoring der E-Zigarette gefordert

In dieser Woche riet das Institut zu einem bundesweiten Monitoring der E-Zigarette und begründete dies mit der wachsenden Beliebtheit der elektronischen Zigarette bei Jugendlichen. In diesem Zusammenhang wurde sogar von alarmierenden Zahlen gesprochen. Das Institut hatte anhand eines Fragebogens 840 Schüler zwischen zwölf und dreizehn Jahren zu der E-Zigarette befragt und kam zu der Erkenntnis, dass der Konsum unter Siebt- und Achtklässlern auf dem Vormarsch ist. Unter den Teilnehmern der Studie „Die E‐Zigarette – Verbreitung, Konsummuster und Nutzermotive bei Siebt- und Achtklässlern“ hatten bereits 16,2 Prozent bereits einmal gedampft und nahezu jedem war das Produkt geläufig. Hervorgehoben wird, dass dies der weltweit höchste in einer Studie jemals festgestellte Wert in dieser Altersgruppe sei. Zudem soll die E-Zigarette dementsprechend bei Jugendlichen inzwischen beliebter als Tabakkonsum sein. Als Folge dessen richtet das Institut einen Appell an die Politik und fordert eine stärkere Beobachtung der elektronischen Zigarette. Dabei wird auch mehrmals das noch nicht ausreichend erforschte gesundheitliche Risikoprofil und das Suchtpotenzial der E-Zigarette erwähnt. Auf die Vielzahl der weltweit zu diesem Thema bereits durchgeführten Studien wird allerdings nicht hingewiesen.

E-Zigarette zu Recht in der Kritik?

Die mit der Veröffentlichung einhergehenden Schlagzeilen in der Presse verdeutlichen einmal mehr, den undifferenzierten Umgang mit diesem Thema in der deutschen Öffentlichkeit. Hier kann inzwischen schon fast von Panikmache gesprochen werden. Schließlich kommt es in den Medien nur in den seltensten Fällen zu einer detaillierten und ausgewogenen Betrachtung zum Thema E-Zigarette.

Sofern die Ergebnisse des Institutes für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin losgelöst betrachtet werden, mögen diese zwar in der Tat alarmierend sein, jedoch steckt der Teufel hier, wie so oft, im Detail. Zum einen ist das herangezogene Sample von 840 Personen zu gering, um hieraus allgemeingültige Rückschlüsse auf die Gesamtbevölkerung ziehen zu können, zumal diese auch nur aus der Rhein-Neckar Region stammen, und zum anderen lässt die ausgewählte Zielgruppe ohnehin eine höhere Affinität zu Nikotinprodukten vermuten. Schließlich wurden die Teilnehmer nicht zufällig gewählt, sondern lediglich die Antworten von Schülern für das an der Thoraxklinik Heidelberg angemeldete Tabakpräventionsprogramm „ohnekippe“ ausgewertet.

Aus diesen Ergebnissen nun auf einen steigenden Konsum der E-Zigarette bei allen Jugendlichen zu schließen, ist nicht nur vermessen, sondern angesichts der Vielzahl an Studien in denen die positiven Auswirkungen der elektronischen Zigarette für Ex-Raucher nachgewiesen werden konnten, schlichtweg fahrlässig. Schließlich sorgen solche Meldungen nicht nur in der betroffenen Zielgruppe für Verunsicherung, sondern in der gesamten Bevölkerung.

Allgemeine Verunsicherung hinsichtlich der E-Zigarette

Erst vor Kurzem hatte das Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest in einer Umfrage festgestellt, dass die Mehrheit der Deutschen noch immer schlecht über die E-Zigarette informiert sei. Einer der Hauptgründe dürfte hierfür in der einseitigen und oftmals auf Halbwahrheiten beruhenden Berichterstattung liegen. Als Konsequenz wird die elektronische Zigarette noch immer von vielen Rauchern im Vergleich zur Tabakzigarette als schädlicher wahrgenommen, so dass diese lieber dem Glimmstängel die Treue halten. Dabei konnte bereits eine Vielzahl an Studien die positiven Aspekte für Raucher belegen. Insgesamt soll diese in etwa 95 Prozent weniger schädlich für den menschlichen Organismus sein, als ihr Tabakpendant.

Dass es richtig ist, Jugendliche vom Konsum der elektronischen Zigarette fernzuhalten, steht dabei außer Frage. Hier ist die Politik in der Tat gefordert, die notwendigen Präventivmaßnahmen in die Wege zu leiten. Anders als durch die Studie suggeriert, gibt es bisher jedoch kaum Hinweise über den viel zitierten Gateway-Effekt. Eine kürzlich von der europäischen Kommission durchgeführte Studie legt sogar den Schluss nahe, dass es sich hierbei um einen Mythos handelt. Demnach hätte nämlich lediglich ein Prozent der Studienteilnehmer die E-Zigarette vor der Tabakzigarette probiert, während die überwiegende Mehrheit der Konsumenten ehemalige Raucher sind.

„Unsere Studienergebnisse konnten einwandfrei belegen, dass die Bedenken wonach die elektronische Zigarette ein Einstieg zum Tabakkonsum sei, völlig unberechtigt sind.“, richtet Jacques Le Houezec vom French National Research Institute for Health and Medical Research auf Grundlage seiner Studienergebnisse auch mahnende Worte an die Vielzahl der Kritiker. Zwar sind auch diese Studienergebnisse mit Vorsicht zu genießen, allerdings kam ein Großteil der Forschungsinstitute weltweit zu ähnlichen Ergebnissen.

Bessere Aufklärung über die E-Zigarette notwendig

Die von elektronischen Zigaretten ausgehende Gefahr sollte dennoch nicht kleingeredet werden. Schließlich ist der Komplettverzicht in jedem Fall die gesündeste aller Alternativen. Angesichts der in den letzten Jahren durch einen Umstieg aufgezeigten Chancen für Raucher, wäre eine differenzierte Berichterstattung nichtsdestotrotz wünschenswert, schließlich kann diese vielen Rauchern im Zweifel sogar das Leben retten. Bisher hat es jedoch vielmehr den Anschein, als sollen durch die Berichterstattung vor allem Ängste geschürt und Raucher an die Tabakzigarette gebunden werden. Hieran mögen bestimmte Interessensgruppen zwar durchaus ein aus ihrer Sicht berechtigtes Interesse haben, allerdings ist der Leidtragende am Ende der mit seiner Gesundheit spielende und schlecht informierte Bürger.