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Macht ausgerechnet die Tabaklobby die E-Zigarette salonfähig?


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Tabakriese bringt neues Produkt auf den Markt und plötzlich werden die vorher so hitzig diskutierten Vorteile der E-Zigarette als gegeben hingenommen.

Die E-Zigarette sorgt seit Jahren für Diskussionen. Angesichts der Umsatzrückgänge für die Tabakkonzerne und sinkender Steuereinnahmen für den Staat wird diese in den Medien meist jedoch sehr einseitig geführt. Dabei stellen Kritiker insbesondere die vermeintlich reduzierten gesundheitlichen Risiken immer wieder in Frage. Paradoxerweise werden diese durch die Einführung der Marlboro iQOS Heat Sticks vom Tabakkonzern Philip Morris nun jedoch als gegeben hingenommen.

Philip Morris bringt Marlboro Heat Sticks auf den Markt

Der Tabakriese hat mit dem iQOS-Stift ein neues Produkt auf den Markt gebracht und versucht dadurch dem schleichenden Umsatzrückgang Einhalt zu gebieten. „Wir wollen erwachsenen Rauchern ein Tabakprodukt anbieten, das potenziell weniger schädlich ist als die Zigarette», sagt Moira Gilchrist von Philip Morris dazu jüngst in der Neuen Züricher Zeitung.

Anders als bei einer herkömmlichen Zigarette wird der Tabak bei dem neuen Rauch-System nicht verbrannt, sondern auf 300 Grad Celsius erhitzt. „So entsteht Dampf, der nach Tabak schmeckt. Die Nikotinaufnahme ist wie bei einer herkömmlichen Zigarette.“, äußert sich ein Unternehmenssprecher von Philip Morris gegenüber der Bild.

Der Konzern versucht Rauchern durch die Marlboro Heat Sticks im Vergleich zur E-Zigarette ein authentischeres Rauchgefühl zu vermitteln. Bisher ist die „rauchfreie“ Zigarette allerdings lediglich in einigen italienischen, schweizerischen und japanischen Pilotstädten erhältlich. In naher Zukunft soll diese jedoch auch auf den deutschen Markt eingeführt werden. Das der Konzern ambitionierte Ziele verfolgt, verdeutlicht nicht zuletzt die Tatsache, dass für die Produktion im italienischen Bologna eigenes eine eigene Fabrik eröffnet wurde, in der pro Jahr rund 30 Mrd. Tabakstäbchen produziert werden sollen.

In den Teststädten ist das Gerät bisher für 60 Euro erhältlich. Für Dampfer dürfte das Gerät trotzdem kaum eine ernstzunehmende Alternative darstellen. Zum einen kosten die einzusetzenden Tabaksticks genauso viel wie herkömmliche Tabakzigaretten und zum anderen sind pro Tabakstick lediglich 14 Züge möglich. Dabei hält eine Akkuladung laut Testberichten rund 280 Züge, was in diesem Fall 20 Zigaretten entspricht.

Die E-Zigarette in der öffentlichen Kritik

Verwunderlicherweise fällt das Medienecho zu dem neuen Produkt vom Tabakkonzern Philip Morris, anders als bei der elektronischen Zigarette, weitestgehend positiv aus. Während die Bild Zeitung beispielsweise im letzten Jahr eine britische Studie zu den verringerten gesundheitlichen Schäden durch den Dampf der E-Zigarette in einem Artikel noch kritisch hinterfragte und eine Reihe von Experten zu Rate zog, heißt es angesichts der Markteinführung der Marlboro Heat Sticks lediglich, dass der Dampf des Produktes laut ersten Studien rund 90 Prozent weniger Schadstoffe enthalte. Eine kritische Auseinandersetzung wie im Falle der elektronischen Zigarette ist hier Fehlanzeige.

Dies kann als ein weiteres Indiz dafür gewertet werden, dass die Tabakkonzerne die negative Meinungsmache in Bezug auf die E-Zigarette maßgeblich mit beeinflussen. Schließlich ist jeder Raucher der auf das Dampfen umsteigt für die Tabakkonzerne mit Umsatzeinbußen verbunden. Alleine Philip Morris musste seit dem Jahr 2012 weltweit einen Nettoumsatzrückgang von fast fünf Milliarden US Dollar verkraften. Dies hängt natürlich nicht nur mit der steigenden Anzahl an Dampfern zusammen, aber es steht außer Frage, dass sich die rund drei Millionen deutschen Konsumenten der elektronischen Zigarette auch hierzulande negativ auf das Betriebsergebnis der Konzerne auswirken.

E-Zigarette durch Lobbyarbeit in der Kritik?

Daher verwundert es kaum, dass die Branche auf der einen Seite durch Lobbyarbeit versucht, eine möglichst negative Wahrnehmung der elektronischen Zigarette in der Öffentlichkeit zu erzeugen und auf der anderen Seite selbst mit neuen Produkten in den Markt vorzudringen.

Dabei dürfte auch der Staat ein berichtigtes Interesse daran haben, dass sich die neuen Heat Sticks als „gesündere“ Alternative zur Tabakzigarette etablieren. Schließlich fallen diese, anders als die E-Zigarette, vollumfänglich unter die EU-Tabakrichtlinien und unterliegen somit der gleichen Besteuerungsgrundlage wie herkömmliche Zigaretten. In jedem Fall ist die Berichterstattung im Zusammenhang mit der Marlboro Heat Sticks ein weiterer Beleg dafür, wie undifferenziert die Diskussion um die elektronische Zigarette hierzulande geführt wird. Leidtragender ist dabei wie allzu oft der Bürger.