Panorama

Kanadische Stadt zeigt innovativen Weg gegen Obdachlosigkeit


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Die kanadische Stadt Medicine Hat dient weltweit als Vorbild im Kampf gegen Obdachlosigkeit.

In der kanadischen Stadt Medicine im Bundesstaat Alberta leben insgesamt 60.000 Einwohner. Dabei hat es die Stadt innerhalb von nur sechs Jahren geschafft, dass kein einziger von ihnen mehr auf der Straße leben muss.

In Medicine Hat gibt es keine obdachlosen Menschen mehr

Im Jahr 2009 war die kanadische Kleinstadt aufgrund von Kriminalität und einer überdurchschnittlich hohen Zahl an obdachlosen Menschen landesweit in den Schlagzeilen. Als Konsequenz hat der Bürgermeister Ted Clugston in dieser Zeit die sogenannte „Housing First“ Initiative gestartet. Diese sieht es vor, jedem Menschen eine Wohnung zu stellen, sofern dieser seit mindestens 10 Tagen auf der Straße lebt. Anders als bei vielen ähnlichen Projekten, müssen die Obdachlosen keinerlei Auflagen erfüllen um die Wohnung zu bekommen.

Die Erfolge sprechen für sich. Heute gibt es in der Stadt nicht eine einzige obdachlose Person mehr. Zudem hat die Initiative paradoxerweise dabei geholfen den städtischen Haushalt zu entlasten.

Obdachlosigkeit kostet mehr als eine Wohnung

Die kanadische Mental Health Commission hat im Rahmen der Initiative eine Studie in fünf verschiedenen Städten durchgeführt. Dabei fanden diese heraus, dass die meisten obdachlosen sich gar nicht erst um eine Wohnung bemühen, sofern diese für den Bezug Auflagen erhalten. Insbesondere wegen Drogenabhängigkeit – auf der Straße lebende Menschen gelingt es nur in den seltensten Fällen für eine Wohnung clean zu werden. Als Konsequenz muss die Stadt die Krankenhausbesuche, Entzugskliniken und Notunterkünfte für diese Menschen stellen.

Clugston sagt daher auch, dass es günstiger sei, den Menschen eine Wohnung zu stellen, als diese auf der Straße leben zu lassen. Seinen Erfahrungen nachzufolgen kostet die Bereitstellung einer Wohnung pro Jahr circa 20.000 Euro, während die Services für Obdachlose die Stadt pro Person rund 100.000 Euro pro Jahr gekostet haben.

Das Projekt bietet den Menschen die Chance auf ein neues Leben

Gegenüber dem Fernsehsender CBC sagte Clugston, dass es insbesondere für drogenabhängige sehr schwer sei, sich von der Sucht zu lösen, sofern sie auf der Straße leben. Der Bezug eines Hauses helfe ihnen jedoch dabei ihr Leben zu ordnen, so dass es im Anschluss auch leichter ist von den Drogen loszukommen. Dadurch werde den Menschen gleich in zweierlei Hinsicht geholfen.

Inzwischen haben auch einige amerikanische Städte den Ansatz aufgegriffen und die Erfolge sprechen auch dort eine eindeutige Sprache. In Utah konnte beispielsweise seit Einführung des Programmes die Anzahl der Obdachlosen um 91% gesenkt werden. Die Behörden sprechen sogar davon, dass sie aufgrund der geringen Anzahl inzwischen die verbliebenen 178 Menschen bei deren Namen kennen würden. Vielleicht sollten auch einige deutsche Gemeinden probieren diesen Ansatz umzusetzen.