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Hells Angels: Mutter verteidigt ihren Sohn nach Schüssen auf Rocker

Rocker der Hells Angels.

Am vergangenen Donnerstag kam es auf dem Parkplatz vor einen Restaurant in der italienischen Stadt Giaveno unweit von Turin zu einem Streit zwischen drei Männern und mehreren Mitgliedern der Hells Angels. Zwei Rocker befinden sich seitdem im Krankenhaus. Zu der Auseinandersetzung kam es, nachdem vier Jugendliche auf dem verschneiten Parkplatz vor dem Restaurant, welches als Treffpunkt des Motorradklubs gilt, mit ihrem Auto driften wollten und dabei mit mehreren Rockern aneinander gerieten. Als zwei von ihnen nur wenig später, gemeinsam mit dem Vater, bewaffnet an den Tatort zurückgekehrten, eskalierte die Situation. Dabei soll es zu einer Schlägerei zwischen mehreren Hells Angels und den drei Männern gekommen sein, in dessen Verlauf mehr als zehn Schüsse abgefeuert wurden.

Rocker ringt um sein Leben

Der Zustand des 47-jährigen Alessandro G. ist nach wie vor kritisch. Der von einer Kugel getroffene Rocker kämpft auch mehrere Tage nach der Tat um sein Leben. Bei einer Untersuchung hatten die behandelnden Ärzte festgestellt, dass sich noch immer ein Projektil in seinem Kopf befindet. Bisher ist unklar, ob es den Medizinern gelingen wird, die Kugel zu entfernen. Dem zweiten verwundeten Mitglied der Hells Angels geht es den Umständen entsprechend gut. Der 51-jährige Pierluigi O. wurde während der Schlägerei von einem der Jugendlichen mit einem Auto angefahren und erlitt dabei einen Beinbruch. 

Schüsse auf Hells Angels als Notwehr?

Noch in der selben Nacht konnte die Polizei die drei mutmasslichen Täter stellen. Dabei handelt es sich um den 54-jährigen Unternehmer Claudio R., sowie dessen 20-jährigen Sohn und gleichaltrigen Neffen. Das Trio wurde bereits dem Haftrichter vorgeführt. Bisher konnte noch nicht abschliessend geklärt werden, wie genau es zu den Schüssen auf die Rocker kam. Die Mutter des 20-jährigen Angeklagten hat sich in der italienischen La Stampa nun zu den Vorkommnissen geäussert und ihren Sohn verteidigt.

„Als mein Mann und mein Sohn verärgert und verletzt nach Hause gekommen sind, wussten sie nicht, dass sie jemanden lebensgefährlich verletzt hatten. Mein Mann hat sich mit einem geschwollenen Gesicht und blutenden Arm auf das Sofa gelegt und wollte direkt am nächsten Morgen zur Polizei gehen. Eric hat aus Angst um seinen Vater Warnschüsse auf den Boden abgefeuert, da die Rocker meinen Mann mit Tritten und Schlägen gegen den Kopf massakriert haben.“, wird die Mutter zitiert. „Ich bin mir sicher, dass er nicht gezielt auf einen Menschen geschossen hat“. Da ahnte die Familie noch nicht, dass die Polizei die Wohnung noch in der selben Nacht stürmen und die drei Männer vorläufig festnehmen würde. 

„Gegen 22 Uhr ist Eric nach Hause gekommen und sagte, dass er gleich wieder rausgehen will, um noch ein wenig zu driften. Da er sich jedoch komisch verhalten hat, habe ich meinen Mann gebeten, ihm und meinem Neffen zu folgen. Mein Sohn wollte lediglich mit dem Auto im Schnee driften und niemanden verletzen. Er hat die Pistole nur mitgenommen, um seine Kontrahenten einzuschüchtern und nicht, um diese zu benutzen. Er ist ein guter und sensibler Junge. Allerdings ist er auch sehr stolz und mag es nicht ungerecht behandelt zu werden. Er wollte aber mit Sicherheit niemanden umbringen“, so die Mutter weiter. Durch die Reaktion der Hells Angels haben sich die Jugendlichen allerdings scheinbar blossgestellt und in ihrer Ehre gekränkt gefühlt, so dass diese zurückkehrten um die Situation zu klären.

Aufklärung durch die Hells Angels?

„Die Rocker haben scheinbar auf die Rückkehr von meinem Sohn und Neffen gewartet. Claudio hat versucht die Situation zu beruhigen und gesagt, dass es sinnlos sei, sich mit den Kindern zu streiten und diese sich falsch verhalten hätten. Kurz darauf ist die Situation dann eskaliert.“ beschreibt sie ihre Sicht der Dinge. Dabei sollen sich bei der Rückkehr insgesamt rund 20 Mitglieder der Hells Angels auf dem Parkplatz befunden haben und zum Teil mit Eisenstangen bewaffnet auf die drei Männer losgegangen sein.

Die Staatsanwaltschaft wertet die Schüsse des 20-jährigen auf die Hells Angels bisher als versuchten Mord und fordert bis auf Weiteres Untersuchungshaft für die Täter. Die Anwälte der Angeklagten plädieren aufgrund der noch immer unklaren Sachlage vorerst auf Hausarrest. Diese geben an, dass ihre Mandaten durch mehrere Rocker angegriffen wurden und in Notwehr gehandelt hätten.

Claudio R. ist leidenschaftlicher Jäger und auch sein Sohn Eric war schon häufiger am Schießstand, sodass beide wissen wie die legal im Familienbesitz befindlichen Waffen einzusetzen sind. Da im laufe des Streits insgesamt mehr als zehn Schüsse abgefeuert wurden, bleibt abzuwarten, ob die Staatsanwaltschaft der Forderung der Anwälte folgen wird. Um den Fall abschliessend klären zu können, sollen in den nächsten Tagen auch noch die involvierten Mitglieder der Hells Angels befragt werden. Es ist jedoch fraglich, ob die Rocker sich tatsächlich zu dem Fall äußern werden.