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Sandro Wagner und BVB-Star Mats Hummels treten Emotionen der Fans mit Füßen


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Mats Hummels von Borussia Dortmund und Sandro Wagner erschüttern den Fußball in seinen Grundfesten und bringen nicht nur Fans des BVB zum Grübeln.

Der BVB hat den Kampf um Mats Hummels verloren. Ein Wechsel von Borussia Dortmund zum Branchenprimus FC Bayern München steht kurz bevor. Es müssen sich nur noch die Vereine einigen. Dieser Transfer könnte größere Auswirkungen auf den deutschen Fußball haben als jeder zuvor getätigte Wechsel. Sicherlich, objektiv betrachtet, verlässt nur ein Spieler einen Verein. Der BVB wird durchaus in der Lage sein einen Ersatz zu finden, der Mats Hummels zumindest leistungstechnisch durchaus zu ersetzen wissen wird. Doch bei dem Transfer geht es um viel mehr. Nämlich um die emotionale Komponente. Um die Fans.

Abgang von Mats Hummels beim BVB schlimmer als bei Lewandowski und Götze

Der Transfer von Lewandowski von Borussia Dortmund zum FC Bayern München? Ok. Unschön, aber das konnte man akzeptieren. Der Abgang von Mario Götze beim BVB? Schon schwieriger zu akzeptieren. Aber gut, Geld und die Verlockung unter Pep Guardiola der neue Messi zu werden als Lockmittel. Bei einem Jungen im Alter von 21 Jahren – wie es Mario Götze damals war-  ist auch das nachvollziehbar. Alles noch akzeptabel für die Seele des Fußballfans, zwar nur schwer, aber gerade noch akzeptabel. Aber nun Hummels. Mats Hummels war das Gesicht von Borussia Dortmund, der Anführer des Underdogs, des Davids im Kampf gegen den übermächtigen Goliath, er war der Asterix aus dem Ruhrpott. Die Gründe für seinen Wechsel hat er noch nicht kundgetan. Irgendwelche jugendlichen Flausen sollten bei dem mittlerweile 27-jährigen Hummels aber keine Rolle gespielt haben. Sicher sind seine bayerischen Wurzeln nicht zu verkennen. Er ist dort geboren, aufgewachsen, die Freundin kommt daher. Alles nachvollziehbar. Kein Mensch hätte von ihm erwartet bis ans Lebensende in Dortmund zu wohnen. Eine Wohnsitzverlegung nach München nach seiner Karriere hätte ihm wohl auch niemand übelgenommen. Aber jetzt, ausgerechnet jetzt, wo David wieder ein paar Wirkungstreffer bei Goliath landen konnte. Goliath schien zu wanken und eventuell nächste Saison umzufallen. Da verliert David seinen Anführer, verliert das kleine gallische Dorf seinen Asterix. Der BVB verliert sein Gesicht.

Sandro Wagner als Spiegelbild für den Realitätsverlust einer Branche

Dies zeigt, dass Mats Hummels von Borussia Dortmund und der Rest der Branche sich prinzipiell nicht im Klaren zu sein scheinen, was den Fußball so groß und (v.a. für die Spieler) auch so lukrativ gemacht hat: Die Fans und die Emotionen, die der Fußball hervorruft. Wenn jemand an einem Montagabend von Stuttgart nach Bremen 650 km zum Auswärtsspiel fährt, dann macht er dies nur aus einem Grund: Emotion. Er bekommt kein Geld dafür, ganz im Gegenteil er zahlt Geld dafür, investiert Zeit und vielleicht sogar ein oder gar zwei Urlaubstage. Wieso dann ein Mats Hummels es aber unverständlich findet, dass er beim Heimspiel des BVB gegen den VfL Wolfsburg von den eigenen Fans ausgepfiffen wird, zeigt doch ein gewisses Maß an Realitätsverlust.

Auch die kürzlich von Sandro Wagner getätigten Aussagen, dass Fußballprofis zu wenig Geld verdienen würden und doch so viele Entbehrungen leisten müssten, lassen nur den Schluss zu, dass die Branche den Bezug zur normalen Welt verloren hat. Der Stürmer  könnte in der Sommerpause ja den Beruf wechseln und dann in einem Industrieunternehmen mit 3-Schicht-Betrieb und 40-Stunden-Woche anfangen zu arbeiten. Ob Sandro Wagner dann am Wochenende noch die Kraft hat, seine neu gewonnene Freiheit auszuleben und das Diskoleben hemmungslos zu genießen, bleibt dahingestellt. 99% der dort tätigen Arbeiterschaft würden wohl ohne mit der Wimper zu zucken mit Sandro Wagner tauschen und das harte Leben eines Fußballprofis führen.

Mats Hummels gab beim BVB nicht nur Fans von Borussia Dortmund Hoffnung

Zurück zu Mats Hummels. Hummels muss sich bewusst sein, dass er das Idol vieler junger Fans des BVB ist/war, dass er der (in Dortmund in großem Maße vorhandenen) Arbeiterklasse so viel Hoffnung und Stolz gegeben hat und, dass er auch für diese Leute in irgendeiner Art und Weise jedes Wochenende auf dem Fußballplatz steht, dass er der Repräsentant dieser Leute ist. Aber durch den Transfer von Borussia Dortmund zum FC Bayern wird Mats Hummels nur eines klar stellen: Die Fußballprofis verstehen nicht, was der Fußball für die Normalsterblichen bedeutet und was der Fußball diesen Leuten gibt: Stolz, Hoffnung und Emotionen.

Durch Transfers wie der von Mats Hummels zum FC Bayern wird das Vertrauen in den Fußball in seinen Grundfesten erschüttert. Mutiert der Fußball immer mehr zu einem berechnenden Business, wird er zwangsläufig immer mehr Menschen kalt lassen. Die Aussage von Sandro Wagner sind da nur ein weiterer Tropfen auf den heißen Stein. Wenn dann irgendwann die Emotionen verloren gehen, spätestens dann hat der Fußball ein großes Problem.