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Martin Bader: Der Totengräber von Hannover 96?


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Hannover 96 nimmt direkt Kurs auf die zweite Liga und weist viele Parallelen zum 1. FC Nürnberg auf. Wie ist die Rolle von Martin Bader zu bewerten?

Seit Oktober 2015 ist Martin Bader Geschäftsführer bei Hannover 96, nachdem er zuvor über 11 Jahre Sportdirektor beim 1.FC Nürnberg war. Beim fränkischen Traditionsklub weint man dem Mann mit der Hornbrille keine Tränen hinterher. Martin Bader hatte sich dort in seinen letzten Jahren seinen eigentlich guten Ruf nachhaltig ramponiert. Nun sieht man bei Hannover 96 ähnliche Entwicklungen, wie beim 1.FC Nürnberg unter Baders Amtszeit. Vor allem die Nähe Baders zu den Ultras ist wie schon in Nürnberg auch in Hannover augenscheinlich.

Resümee von Martin Baders Zeit beim 1.FC Nürnberg

Lassen wir die Amtszeit beim 1.FC Nürnberg noch einmal kurz Revue passieren: Nach überaus erfolgreichen Anfangsjahren mit dem Pokalsieg 2007 als Krönung und einem kurzen Auf und Ab zwischen Liga zwei und eins, begann das Chaos mit dem Wechsel von Dieter Hecking im Dezember 2013 zum VfL Wolfsburg: Sein Nachfolger Michael Wiesinger wurde nach nur neun Monaten wieder entlassen. Auf ihn folgten Gertjan Verbeek und Roger Prinzen und der Abstieg in die zweite Liga. Nach dem Missverständnis Valérien Ismaël wurde schließlich der heutige Trainer René Weiler verpflichtet, der den 1.FC Nürnberg nun wieder zu einem echten Aufstiegskandidaten geformt hat.

1.FC Nürnberg gerät unerwartet in finanzielle Schieflage

Sportlich läuft es beim 1.FC Nürnberg, finanziell ist er im Moment jedoch nicht auf Rosen gebettet. Die neue Führungsebene um Michael Meeske musste deshalb das Vereinsgelände beleihen lassen und eine Umschuldung vornehmen. Wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte, bleibt schleierhaft. Denn nach dem Abstieg 2014 wurden beim FCN fast alle Leistungsträger verkauft. Durch die Verkäufe von Drmic (6,8 Millionen Euro), Kiyotake (4,3), Ginczek (2,5) und weiteren Spielern nahm der 1.FC Nürnberg über 18,2 Millionen Euro ein. Auf der Ausgabenseite fanden sich nur 3,9 Millionen Euro. Wie es dann so weit kommen konnte, dass ein Jahr später – im August 2015 – ein Leistungsträger und Top-Talent wie Niklas Stark aus Geldnot heraus verkauft werden musste, lässt immer noch viele Club-Fans ungläubig mit dem Kopf schütteln.

Die Nähe Martin Baders zu den Ultras

Auch ranken sich Gerüchte, dass Spieler gegen den Willen von Trainer René Weiler verpflichtet wurden und mit üppigen Verträgen ausgestattet wurden (Stefan Kutschke).

Martin Bader wurde am Ende seiner Amtszeit auch sein enges Verhältnis zu den Nürnberger Ultras zum Verhängnis. Als diese im August 2015 die Mannschaft des 1.FC Nürnberg an einer Autobahnraststätte zum Rapport bestellten, war die Situation endgültig aus dem Ruder gelaufen. Schon ein Jahr zuvor hatten die FCN-Ultras den Spielern ihre Trikots abgenommen, da sie es nicht würdig wären, diese zu tragen. Vor gut zwei Wochen spielte sich die gleiche Szene in Hannover nach der Heimniederlage gegen den 1.FC Köln ab. Verantwortlich sowohl beim 1.FC Nürnberg als auch bei Hannover 96? Richtig! Martin Bader.

Hannover 96 gibt ein desaströses Bild ab

Bei Hannover 96 installierte Geschäftsführer Martin Bader auch seinen Spezl aus Nürnberger Tagen, Christian Möckel, als Kaderplaner. Die Strategie, die Mannschaft im Winter mit Altstars wie Hugo Almeida und Adam Szalai zu verstärken, darf – trotz sieben noch ausstehenden Spielen – wohl schon als gescheitert angesehen werden. Der bei Hannover 96 für Michael Frontzeck gekommene Thomas Schaaf wirkt nur noch wie ein Schatten des Double-Gewinner-Trainers von 2004. Das eigentlich hervorragende Image von Thomas Schaaf bekommt jede Woche immer mehr Schrammen. Vielerorts fragt man sich mittlerweile wie es dieser Mann mit Werder Bremen jahrelang geschafft hatte den großen FC Bayern München zu ärgern.

Wie schaut die Zukunft bei Hannover 96 aus?

Einer der wenigen überzeugenden Spieler bei Hannover 96, Hiroshi Kiyotake, wird wohl das sinkende Schiff verlassen und sich einen neuen Verein suchen. Auch bei Zieler, Sakai und den Winterneuzugängen Almeida und Szalai stehen die Zeichen auf Abschied. Sorg, Kapitän Christian Schulz, Edgar Prib und der von den Münchner Löwen gekommene Wolf könnten das Gerüst einer neuen Mannschaft bilden.

Die Fans von Hannover 96 sind im Moment nicht zu beneiden, rutscht die Mannschaft doch unaufhaltsam Richtung zweite Liga. Clubpräsident Kind wird Martin Bader wohl die Chance geben, den Abstieg zu korrigieren. Bleibt nur zu hoffen, dass der eloquente Mann mit der Hornbrille vielleicht aus seinen Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und Hannover 96 zurück in die Bundesliga führen wird. Mit dem 1.FC Nürnberg hat er dieses Unterfangen ja bereits einige Male erfolgreich bewerkstelligt.