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Bundesliga: Darum kämpft der FC St. Pauli für eine Umverteilung der Fernsehgelder


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Der FC St. Pauli setzt sich dafür ein, dass VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen, Hannover 96 und 1899 Hoffenheim von der Verteilung der Fernsehgelder ausgeschlossen werden.

Der FC St. Pauli hat mit seinem brisanten Antrag für die nächste Mitgliederversammlung der DFL am 2. Dezember für Aufsehen gesorgt. In diesem Antrag fordern die Hamburger, die vier Bundesligisten VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen, Hannover 96 und 1899 Hoffenheim von den Einnahmen aus der Fernsehvermarktung sowie der Gruppenvermarktung (adidas-Ligaball, Hermes-Ballbote, Krombacher) auszuschließen. Diese vier Klubs müssen sich dank einer Ausnahmeregelung nicht an die „50+1“-Regel halten. Eine Umsetzung dieser Forderung würde die Bundesliga vielleicht wieder ausgeglichener und fairer machen. Neben der Wettbewerbsvorteile der vier oben genannten Klubs wird auch die erdrückenden Dominanz der Bayern immer mehr zu einem Problem für die Liga. Im nachfolgenden wird die aktuelle Situation des deutschen Profifußball beleuchtet:

FC Bayern München – von Rekord zu Rekord

Der FC Bayern München stellt Woche für Woche neue Rekorde auf: Dieses Wochenende war es der neue Startrekord mit 40 Punkten aus den ersten 14 Spielen. Der einst so große Hamburger SV fährt mittlerweile nur noch demütig zum FC Bayern und hofft nicht wieder sechs, sieben oder gar neun Gegentore zu bekommen und fährt schließlich am 1. Spieltag fast schon zufrieden mit einer 0:5 Niederlage nach Hause. Naja, hätte schlimmer kommen können, werden sich viele Hamburger gedacht haben. Der einzig ernst zu nehmende Konkurrent des FC Bayern – Borussia Dortmund – verliert das Spitzenspiel in der Allianz-Arena chancenlos mit 1:5 und hat bereits 8 Punkte Rückstand auf den Bundesliga-Dominator.

Es zeichnet sich eine unschöne Entwicklung ab. Eigentlich ist es das schöne am Fußball, dass auch die sogenannten kleinen mal gegen einen großen gewinnen können. Mittlerweile geht es aber leider fast nur noch um die Höhe der Niederlage für die (kleineren) Vereine, wenn sie zum Auswärtsspiel nach München reisen müssen. Es wäre fast sinnvoller, gar nicht mehr anzutreten, sich die Reisekosten zu sparen, dadurch auch noch die Umweltbelastungen zu vermeiden und den Münchnern die drei Punkte gleich zu schenken.

Grundsätzliches Heimrecht im DFB-Pokal gegen Erstligisten?

Ähnlich verhält es sich im DFB-Pokal, der schon immer von den Duellen David gegen Goliath gelebt hat. Hier erhalten immerhin Amateurvereine pauschal Heimrecht. Eine Möglichkeit den Wettbewerb wieder interessanter zu machen, wäre es diese Regel auch für Spiele zwischen Zweitligisten und Bundesligisten greifen zu lassen und dem unterklassigen Verein bis zum Viertel.- oder gar Halbfinale das Heimrecht zu gewähren. Wenn einem Schwergewicht der Bundesliga wieder ein Heimspiel gegen einen Zweitligisten zugelost wird (wie z.B. die Bayern beim 5:1 im Halbfinale 2014 gegen den 1.FC Kaiserslautern oder der BVB beim 7:1 gegen Paderborn dieses Jahr), kann von Spannung keine Rede mehr sein. Auf dem legendären Betze hätten die Lauterer wenigstens den Hauch einer Chance gehabt.

Langweilen sich die Bayern-Fans mittlerweile?

Warum geht ein normaler Fußballfan ins Stadion? Prinzipiell der Unterhaltung wegen und weil man hofft, dass das eigene Team gewinnt, sich aber nicht sicher ist. Das genau macht den Reiz dieser Sportart aus. Das Mitfiebern, die Ungewissheit des Sieges. Mittlerweile stellt sich vielen die Frage, warum dann aber ein Fan des FC Bayern noch ins Stadion geht? Die Wahrscheinlichkeit eines Sieges liegt gefühlt bei 99%, es geht nur noch um die Höhe des Sieges. Sind die Gründe ins Stadion zu gehen dann folgende: Spektakel? Demütigung des Gegners? Die einzigen Spiele, vor denen der Bayern-Fan nicht wie ein Säugling mit dem Gefühl der absoluten (Sieges-)Sicherheit in Seelenruhe schläft, sind noch die Spiele in der Champions-League, und das wohl auch erst nach der Gruppenphase.

Natürlich muss man auch die Erfolge des FC Bayern würdigen, der einfach clever gewirtschaftet hat und zur richtigen Zeit die richtigen Leute in den richtigen Positionen hatte, die dann die richtigen Entscheidungen trafen. Sollen die Bayern nun absichtlich verlieren? Soll man ihnen Vorwürfe machen, nur weil sie es besser als die anderen Vereinen mit ähnlicher Tradition und wirtschaftlichen Potential (wie z.B. dem HSV) gemacht haben? Uli Hoeneß sagte einst, der HSV sei der einzige Verein in Deutschland, der den Bayern langfristig gefährlich werden könnte. Die Hamburger waren aber in den letzten Jahren der 2. Liga näher als dem 2. Tabellenplatz. Ist die Dominanz der Bayern mehr dem Unvermögen der Konkurrenten geschuldet? Sind die Bayern so gut weil die anderen so schlecht sind? Diese Fragen lassen sich nicht eindeutig beantworten.

Schlüsselspieler werden systematisch weggekauft

Dass die Bayern es aufstrebenden Konkurrenten nicht leicht machen und ihnen – sobald sie ihre Vormachtstellung in Gefahr sehen – die Schlüsselspieler wegkaufen bzw. das Herz der Mannschaft rausreißen (Götze/Lewandowski – Dortmund, Lucio/Ballack/Zé-Roberto – Leverkusen, Klose/Herzog/Basler – Bremen) ist offenkundig. Ob das die feine englische Art ist, kann bezweifelt werden. Aber es ist Teil des Geschäfts und es gehören immer zwei dazu. Die Spieler werden sicherlich nicht unter Folter gezwungen einen Vertrag beim FC Bayern zu unterschreiben, aber die Argumente dies zu machen, liegen auf der Hand bzw. bald nach Vertragsunterschrift auf dem Bankkonto des Spielers.

Fernsehgelder gleichmäßig verteilen?

Nun lässt sich die eingangs gestellte Frage, ob die Verteilung der Fernsehgelder noch gerecht bzw. sinnführend ist, wieder aufgreifen. Ein FC Bayern oder Borussia Dortmund haben schon zig-fach höhere Einnahmen bezüglich Sponsoring, Stadion, Merchandising, Champions-League Gelder, etc. als ein kleinerer Verein wie z.B. der FSV Mainz 05. Klubs wie Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim profitieren darüber hinaus finanziell ungemein von ihren Sponsoren VW, Bayer und SAP.

Im Moment wird die sowieso schon große Differenz hinsichtlich der Einnahmen zwischen kleinen und großen Klubs noch durch eine an den Tabellenplatz gekoppelte Verteilung der nationalen TV-Gelder vergrößert. Eine gleichmäßige Verteilung der Fernsehgelder – unabhängig von den erreichten Platzierungen in den letzten Jahren – unter allen Klubs würde diese Differenz etwas schließen. Die Frage, ob man wirklich – wie es der FC St. Pauli fordert – die „50+1“ Klubs von der Fernseh- und Gruppenvermarktung komplett ausschließen soll, ist ein heikles Thema. Ein Ausschluss könnte wohl zu mehr Gerechtigkeit führen, würde aber wohl auch starke Spannungen innerhalb der Bundesligagemeinschaft hervorrufen.

Die Mitgliederversammlung der DFL am 2. Dezember wird auf jeden Fall mit Spannung erwartet.