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Der Chef der vom Tyrann zum Ermutiger wurde


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Workaholic Walter Stuber beschließt sich durch ein einschneidendes Ereignis zu verändern und steigert so sein Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeiter.

Er wollte es immer allen zeigen, immer der Beste sein. Seinen Ehrgeiz trägt Walter Stuber seit seiner Kindheit immer bei sich. Doch dieser verbissene Ehrgeiz kommt nicht von irgendwo. Als sechsjähriger Junge ereilte ihn eine Infektionskrankheit, die ihn bis heute beim Gehen stark einschränkt. Dennoch wanderte er an manchen Tagen bis zu 30 Kilometer oder fuhr bis zu einhundert Kilometer mit dem Fahrrad. Wenn er schon mit den anderen Jungs nicht Fußballspielen durfte, dann wollte er es ihnen doch wenigstens beweisen, was er leisten kann – und da schlich sich diese Denkweise ein, die ihn sein ganzes Leben bis zu einem Wendepunkt begleitete. Doch bis dieser Wendepunkt auftrat, war er – wie Walter Stuber heute über sich selbst sagt – ein Tyrann. Er übernahm den Standort einer Gerüstbaufirma in Sachsen. Um es den Verantwortlichen in der Zentrale zu zeigen, was er leisten kann, wurde er zu einem sehr strengen Chef. Doch damit allein ist sein damaliger Führungsstil nicht beschrieben. Walter Stuber wurde sofort aufbrausend und schrie, wenn etwas nicht so funktionierte, wie er es sich vorstellte. Er kontrollierte seine Mitarbeiter, unterliefen Fehler, dauert es nicht lang, wurden sie wieder entlassen. Rund 400 Angestellte verschliss er in seinen 15 Jahren als Leiter der Gerüstbaufirma. Sein Ziel: Immer besser und besser zu werden, möglichst viel Umsatz generieren und als Unternehmen zu wachsen. Walter Stuber war der Ansicht, dass könne nur gelingen, wenn er bei seinen Mitarbeitern Druck erzeugt.

Der Wendepunkt, der alles verändert

Doch irgendwann kam die Kehrtwende, die sein Leben und sein Denken auf den Kopf stellten. 2012 plagten Walter Stuber immer wieder Schmerzen. Der Workaholic, der von früh morgens bis spät abends immer in der Firma ist und alles für das Unternehmen gibt, schwächelt. Er kann teils nur noch gebückt gehen, dann verschwinden die Schmerzen wieder, um dann erneut zurückzukehren. Im Mai, so war es geplant, wollte er gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn Urlaub in den Pyrenäen machen. Doch daraus wird nichts, die quälenden Schmerzen sind wieder da und Walter Stuber muss ins Krankenhaus. Wenn er nicht sofort operiert wird, kehrt er querschnittsgelähmt aus seinem Urlaub zurück, bekommt er dort gesagt. Eine Zyste in der Wirbelsäule muss dringend entfernt werden. Es ist ein Eingriff mit hohem Risiko, denn Walter Stuber ist fettleibig und durch die Operation hätten Nerven verletzt werden können, sodass auch trotz des Eingriffs kein Laufen mehr möglich wäre.

Was im Leben wirklich zählt

Es sind Tage, in denen der Unternehmensleiter viel nachdenkt: Über sich, seinen Führungsstil, sein Leben – und vor allem, was danach kommt. Er beschließt, sich zu verändern und findet Rat und Hilfe in einer christlichen Organisation für Führungskräfte in der Wirtschaft. Dort  kann er über seine Probleme sprechen, dort wird er verstanden. In einem Buch liest er über die „Big Five for Live“, fünf Dinge, die ihm Leben wirklich zählen. Welche das für Walter Stuber sind, kann heute jeder auf seiner Visitenkarte nachlesen: Seine Gesundheit verbessern, Mehr Zeit mit seiner Ehefrau und seiner Familie verbringen, das Unternehmen in die nächste Generation führen, Kunden und Mitarbeiter zu seinen Fans machen und als letzter Punkt: Jesus Christus folgen. Schließlich hat er das getan, als dieser ihm ein Zeichen am Krankenbett gegeben hat. Heute ist Walter Stuber ein völlig anderer Mensch: Nicht nur äußerlich, nachdem er sein Körpergewicht beinahe halbiert hat, sondern vor allem menschlich. Während er früher immer den Drang hatte, es allen zu beweisen, ist er heute ein Ermutiger, wie er selbst sagt.

Die Geschichte des Bayern sollte vielen Führungskräften als warnendes Beispiel dienen. Schließlich hat der Sinneswandel von Walter Stuber nicht nur sein eigenes Wohlbefinden gesteigert, sondern gleichzeitig das Betriebsklima und die Arbeitseinstellung seiner Mitarbeiter nachhaltig verbessert.